„Die Überzeugungskraft des Duftes, die stärker ist als Worte, Augenschein, Gefühl und Wille.Die Überzeugungskraft des Duftes ist nicht abzuwehren, sie geht in uns hinein wie die Atemluft in unsere Lungen, sie erfüllt uns, füllt uns vollkommen aus, es gibt kein Mittel gegen sie.“
Das Parfüm | Patrick Süßkind
Wie ich bereits beschrieben habe ist der Geruch bei meinen vorangegangenen Experimenten, für mich neben dem visuellen Reiz die aussagekräftigste Wahrnehmung gewesen. Sowohl beim Fleisch als auch
beim Kimchi hat der Geruch letztendlich darüber entschieden, ob ich es gewagt habe davon zu essen.
"Riechen ist einer der fundamentalsten Sinne. Anders als Schmecken, Hören oder Sehen werden Geruchseindrücke auf dem Weg zum Bewusstsein nicht
kontrolliert. Merkwürdigerweise kann man alle Sinneseindrücke träumen, nur nicht den Geruch. Träume sind immer geruchslos." - Giulia Enders (*2)
Riechen ist eines der ältesten Systeme von Lebewesen um miteinander zu kommunizieren, Pflanzen senden Lockstoffe aus um sich fortzupflanzen und auch Bakterien finden auf diese Weise zueinander.
Düfte können Prozesse in unseren Zellen beeinflussen und haben so das sogenannte Artgedächtnis (der vererbbare Anteil unseres Wissens) geprägt, dass bei allen Organismen in der DNS festgelegt
ist. Hier wird auch entschieden was wir riechen können und wie wir unser Gedächtnis um Erfahrungen bereichern können. Gerüche gelangen über Rezeptoren in der Nasenschleimhaut, über Nerven direkt
in einen Teil unseres Gehirns, der Bulbus Olfactorius genannt wird. Dieser Teil ist eng mit den Regionen des Hirns verknüpft, die unsere Emotionen
steuern.
Es gibt also einen genetisch festgelegten Teil unseres Wissens, der nicht erlernbar ist, dazu gehört auch, dass bestimmten Gerüchen Qualitäten wie angenehm oder unangenehm zugeschrieben werden,
die wir nicht beeinflussen können. Der Geruchssinn ist also (unter anderem) für die Wahrnehmung und Bewertung von Lebensmitteln unerlässlich. Ein Geruch lügt nicht. Hinzu kommt das
dieser Sinn auch für die Wahrnehmung von Geschmack eine große Rolle spielt, da zum Beispiel ätherische Öle, wie der "Geschmack" von Rosmarin nur in Verbindung mit dem Geruchssinn wirklich wahrgenommen werden können. Dies kann man ganz einfach ausprobieren, wenn man Rosmarin zerkaut und sich
dabei die Nase zuhält. Erst, wenn man die Nase wieder öffnet man das Aroma wahr.
Der Geruch der Lebensmittel während der Fermentation ändert sich sehr stark und sagt sehr viel über die Prozesse auf mikrobieller Ebene aus. In meinem Entwurfsprotzess wird es also auch darum
gehen müssen der olfaktorischen Wahrnehmung gerecht zu werden, da häufig der visuelle Reiz die anderen Sinneswahrnehmungen zunächst überdeckt.
Bild: "Der Geruch" aus der Allegorie der Sinne, Jan Brueghel der Ältere , etwa 1617-1618, Öl auf Holz, Museo del Prado; Quelle:
das in diesem Bild gezeigte Kunstwerk und seine Reproduktion sind weltweit gemeinfrei. Die Wiedergabe ist Teil einer Sammlung von Reproduktionen von The Yorck Project. Das
Copyright für die Zusammenstellung liegt bei Zenodot Verlagsgesellschaft mbH und steht unter der GNU Free Documentation License.; Originaldatei hier
*1: "Ein Geruch lügt nicht.": Rupp, H. Der Duft der Babys - Gerüche gehen direkt ins Gehirn. Ein ganz besonderer geht dort nie wieder raus, 4. Januar 2001, 7:00 Uhr / Editiert am 10. September 2013, 5:30 Uhr, ZEIT online (zum Artikel)
*2: zitiert aus: Enders, G. Darm mit Charme - alles über ein unterschätztes Organ, Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2014; S. 227
Andere Quellen:
Menzel, R. Vom Riechen und Erinnern. In Baumunk, B.-M. and Kampmeyer-Käding, M. (eds.) 7 Hügel -
Bilder und Zeichen des 21. Jahrhunderts: Band VII - Träumen. Henschel/Berliner Festspiele GmbH, Berlin (2000) 34 - 48. (gefunden hier und PDF)